Im Strom

Die U-Bahn fährt ein und erbricht
einen Menschenstrom
vorbeihastender Passanten.
Am Zugwind spürte ich sie von weitem schon
sprang beiseite,
damit sie mich nicht überrannten.

Einfarbig oder bunt
dünn oder dick
quoll es aus ihr hervor, geschäftig -
offen oder gesenkt der Blick -
bis sich der einzelne Mensch in der Menge verlor.

Jedesmal denke ich
wohin es sie wohl treibt,
was haben sie noch vor?
Versuche es mir vorzustellen und zu verstehen
das Stimmengewirr an meinem Ohr.

Warum es mich überhaupt interessiert
das kann ich gar nicht sagen,
vielleicht weil man so einiges erfährt
aus den Gesichtern der Menschen
auch ohne zu fragen.

Versuche abzulesen aus ihren Gebärden
Ziel und Sinn -
vielleicht auch
weil ich mir manchmal
meines eigenen Weges nicht sicher bin.

Bräuchte eigentlich nur
ohne nachzudenken
mich in den Strom hineinzubegeben.
Sie würden mich mit ihrer Kraft
schon irgendwohin mitbewegen.

Doch hier halt ich ein
und bleibe stehen;
möchte doch lieber
mein eigenes Leben leben.

zurück
Eingangsseite